Stockholm ist eine schöne Stadt, manche sagen es sei die schönste Stadt Europas. Wenn wir ein paar Eigenschaften aufzählen sollten: interessante historische Architektur, freundliche Farben und freundliche Menschen, lebendig und gelassen, viel Wasser und viele Schiffe, effiziente Infrastruktur. Einen Reiseführer wollen wir hier nicht schreiben, nur ein paar besondere Eindrücke schildern.

Kaum auf dem Zeltplatz angekommen beeilen wir uns, um in die Innenstadt zum Königlichen Schloss zu gelangen, Sonntags findet hier die Große Wachablösung statt. Kapelle und die neue Wachmannschaft kommen zu Pferde zum Schloss, in blauen Uniformen und goldenen Helmen. Ein tolles Schauspiel nach strengen Regeln, etwas antiquiert aber schön anzusehen. Die Wachen stehen übrigens nicht nur so vor ihren Häuschen, sondern haben tatsächlich auch die Aufgabe, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Dazu sind sie mit modernen (und vermutlich scharfen) Sturmgewehren ausgerüstet. Immerhin posieren sie auch gern mal für ein Foto oder sind auch zu einem kurzen Gespräch bereit.
Die Pferde der frisch aufgezogenen Wachsoldaten jedenfalls werden zwischendurch von Stallpersonal an ihre Futterkrippen geritten, während die alte Wache nach einem kurzen Marsch vom Königshof in den Bus steigt.
Wir streifen noch durch Gamla Stan, die historische Altstadt von Stockholm.

Wetter 14° wolkig

Södermalm, die Südvorstadt (kurz “Söder”), hat sich vom Arbeiterbezirk zum attraktiven Wohngebiet entwickelt. Die meisten Quartiere dort bestehen aus Gründerzeithäusern, die Fassaden dominieren warme Ockertöne, wie im gesamten Stadtzentrum. Die Neubauten aus den 1980ern sind aber auch abwechslungsreich und ansehnlich, es gibt viel Grün. Auf felsigen Erhebungen stehen Kirchen und darum herum alte Holzhäuser – kleine Dörfer mitten in der Stadt.
Uns zieht es nach Sofo (South of Folkungstgatan), dem Szeneviertel innerhalb Söder. Mit einer Mischung aus Kneipen und Freisitzen, Ateliers, Fahrradwerkstätten und Startups in alten Werkhallen ist es gut mit der Leipziger Karli zusammen mit der Karl-Heine-Straße vergleichbar. Bei schönem Wetter erkunden wir das Viertel.
Ein Frisör erzählt uns die Geschichte seiner Katze, die sich vor dem Geschäft räkelt. Das wertvolle und in Schweden seltene Tier ist vor drei Monaten mit Frauchen aus der Ukraine gekommen, und wird bald dahin zurück kehren… Da es ein Frisör ist, mit dem wir gesprochen haben, war das Gespräch natürlich etwas länger aber kurzweilig. Wir unterhielten uns allerdings vor(!) dem Laden.

Essen In Söder essen wir im Meatballs for People die schwedische Nationalspeise schlechthin: Köttbullar (sprich: Schöttbollar – für den nächsten IKEA-Besuch merken!). Es gibt acht verschiedene Varianten entsprechend dem jeweils verarbeiteten Fleisch: Schwein, Rind, Elch, Rentier, Schaf usw. Die Fleischbällchen sind hervorragend in Geschmack und Konsistenz. Dazu gibt es Preiselbeeren, Gurkensalat, zwei Soßen und Kartoffelpüree. Das Restaurant ist urig eingerichtet, wir sitzen auf einer Treppe an einem kleinen Tisch. Der Name des Restaurants und die Höhe der Rechnung sind etwas widersprüchlich – vielleicht ist aber auch so, dass der schwedische König seine Untertanen mit fürstlichen Salären ausstattet, um sich ihre Gefolgschaft zu sichern.

Wetter 14° wolkig

Übrigens: Inzwischen wissen wir, dass die Gehälter in Schweden tatsächlich spürbar höher sind als in Deutschland, damit relativieren sich die uns teuer erscheinenden Preise.

Für Regentage gibt es Museen – wir gehen in das “Moderna Museet” auf der Insel Skeppsholmen. Natürlich steht die schwedische Moderne im Vordergrund. Richtig warm werden wir nicht, sicher fehlen uns auch die historischen Bezüge. Immerhin gibt es in der Sammlung auch Einzelstücke von Picasso, Miro, Dali und Warhol. Erfrischend ist die Beschäftigung eines Künstlers mit der Kommunikation der Insekten (siehe Kurzfilm).
Direkt am Museum haben einige alte Schiffe festgemacht. Geschichte und technische Daten sind auf Tafeln an den Liegeplätzen nachzulesen. Ein Stück weiter liegt ein Dreimaster, dessen Kabinen heute von der Jugendherberge genutzt werden. Das macht bestimmt Spaß, leider kommen wir nicht auf das Schiff.

Wetter 12°wechselhaft

Am vierten Tag ist schönes Wetter angekündigt und wir schippern mit dem Linienboot nach Vaxholm vorbei an einigen Dutzend der Tausend Schären. Eine komplette Tour bis in die äußeren Schären dauert elf Stunden, uns reichen gut zwei. Im Westen der Hauptstadt breiten sich die Buchten des riesigen Mälarensees aus, im Osten die Schären kilometerweit bis in die offene Ostsee. So viel Küstenlinie bietet Platz für gepflegte Hütten, kleine und große Paläste und Schlösser, aber auch ansehnliche Neubausiedlungen weit vor den Toren der Stadt. Unser Reiseziel Vaxholm ist ein idyllisches Kleinod mit Holzhäusern und Flieder.
Nach unserer Rückkehr gibt es dann noch einen Absacker in SoFo.

Wetter 17° sonnig