Auf unserem Weg zur nächsten großen Halbinsel umrunden wir den Porsangerfjord. Er reicht rund 123 km von der Barentsee bis in das Festlandinnere und ist damit der längste Fjord Norwegens.
14. Juli Havøysund
Die Straße nach Havøysund gehört zu den schönsten des Landes, sie ist eine der 18 norwegischen Touristenstraßen. Diese Routen sind ausgewählte Straßenabschnitte durch Landschaften mit einzigartigen Naturqualitäten, die an Küsten und Fjorden, Bergen oder Wasserfällen entlangführen. Die Naturwunder an sich werden mit Kunst, Design und Architektur ergänzt, die Fahrt auf diesen Straßen ist einfach toll. Die Rastplätze sind an sich schon einen Halt wert. Und wie so oft in den letzten Tagen fahren wir entlang der Fjorde und über weit gedehnte Hochebenen mit unzähligen Seen, Wasserfällen und Rentieren. In den Gebirgsflüssen gibt es offenbar reichlich Lachse, Forellen und Rödinge, Angeln ist eine Lieblingsbeschäftigung der Norweger.
Das Gebirge hat sich wieder verändert: Die Porsangerhalbinsel und ebenso die vorgelagerte Insel Magerøya bestehen aus geschichtetem Schiefergestein. Wind und Wetter haben die Felsen im Laufe der Jahrtausende gestaltet.
Havøysund ist ein kleiner Fischerort mit Fang und Verarbeitung. Der Ort liegt auf der Insel Havøya an der Barentsee bei 71 Grad nördlicher Breite. Auf die Insel gelangt man über eine hohe, 293 m lange Brücke, die die nördlichste ihrer Art ist. Im Hafen legen in den Morgenstunden kurz hintereinander die Schiffe der Hurtigruten an, jeweils in Richtung Nord und Süd.
Im Nordwesten der Insel wurde 2002 ein Windpark errichtet. Und er ist – ihr wisst schon – der nördlichste der Welt.
Vielleicht sollten wir mal alles „nördlichste der Welt“ zusammen aufzählen, das wird sicher eine beeindruckende Liste.
Das Wetter meint es noch immer mehr als gut mit uns, nach etwas Regen in der Nacht lacht die Sonne, es ist 20 Grad warm (im Schatten) und die Sonne geht noch bis Ende Juli überhaupt nicht unter.
Wetter 20°
Dorschfilet mit Quinoa
16. Juli Nordkap
Da haben wir nun bei jedem Schwatz mit anderen Reisenden betont, zum Nordkap fahren wir nicht. Zu touristisch, zu viele Menschen, ist ja gar nicht der nördlichste Festlandpunkt, liegt ja auf einer Insel… Um dann heute morgen statt rechts nach Hammerfest abzubiegen wie geplant, doch den Blinker links zu setzen. Irgendwie ruft das Kap doch und macht dann seinem Ruf auch alle Ehre. Bis kurz vor dem Ziel wie nicht anders zu erwarten grandiose Landschaften, tolle Blicke, Tunnel über Tunnel, Kreuzfahrtschiffe sind auch schon da, das Wetter ist auch okay. Und der Verkehr hält sich auch in Grenzen.
Rentiere laufen uns immer wieder vor das Auto und vor die Kamera. Die halbzahmen Tiere gehören zu freilaufenden Herden der Sami. Im Winter werden sie eingefangen, in Scheidungsgattern sortiert und dann von den jeweiligen Eigentümern in das südlich und tiefer liegende Winterlager geführt. Es handelt sich um Rentiere der Samen aus der Stadt Karasjok, nahe der norwegisch-finnischen Grenze. Heutzutage werden die Rentiere im Frühjahr mit Lastwagen und Landungsbooten der norwegischen Marine zur Insel transportiert. Im Herbst sind die Tiere dann so weit zu Kräften gekommen, dass sie die ca. 1,8 km lange Strecke von Magerøya zum Festland schwimmend zurücklegen können. Das ist bestimmt ein großartiges Schauspiel.
Kurz vor dem Ziel versinken auch wir in Wolken und Nebel, der Parkplatz ist kaum auszumachen, der kurze Weg ans Kap mehr zu erahnen – das gefürchtete Nordkapwetter. 8 Grad, kurz darauf strömender Regen. Aber es finden auch Radfahrer mit winzigem Zelt den überaus beschwerlichen Weg hinauf und übernachten hier. Wir tun es ihnen gleich, sind aber über unser warmes, kuscheliges Zuhause im Womo mehr als glücklich. Der Wetterbericht verspricht zwar keine Besserung, aber wir wurden schon des öfteren von der Sonne überrascht.
Die Nacht auf dem Nordkap war stürmisch, neblig und regnerisch – so muss es dort sein. Die Sicht am Morgen ist etwas besser, wir können also noch ein paar Fotos liefern.
Wetter 10°
geräucherten Dorsch