7./8. August Kiruna
Wir verlassen also das zur Zeit unwirtliche Norwegen in östlicher Richtung. Regen und Sturm begleiten uns auch über die Grenze hinaus. Wir verabschieden uns von den hohen Bergen, die sich hin und wieder zwischen den Wolken zeigen. An der norwegisch-schwedischen Grenze durchfahren wir eine bisher nie gesehene Landschaft – ein unüberschaubares Feld riesiger Felsen, flach, abgerundet. Wir befinden uns in den Ausläufern der mit 450 Millionen Jahren ältesten Gebirgskette der Welt. Es regnet gerade in Strömen, wir merken uns die Gegend für eine nächste Reise in den Norden vor.
Eine Regenpause nutzen wir im Abisko Nationalpark für eine kurze Wanderung auf dem dort vorbeiführenden Kungsleden. Der Fluss Abiskojåkka schneidet marmorartige Steinbänke bevor er sich 20 m tief in eine Schlucht stürzt.
Die Eisenbahnstrecke von Luleå nach Narvik schließt sich hier unserer Straße an. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, um Eisenerz aus Kiruna auf dem Schienenweg zum eisfreien Hafen Narvik auf norwegischer Seit und in der anderen Richtung an die Ostsee zu transportieren. {w} Der Erzzug ist heute über 700 m lang und mehr als 8000 Tonnen schwer. Gezogen wird er von der stärksten elektrischen Lokomotive der Welt, die IORE mit etwa 15.000 PS. {w}
Das Wetter wird wie erhofft immer freundlicher. Es regnet nicht mehr, die Sonne zeigt sich und es wird wärmer. In Kiruna angekommen, machen wir noch einen Spziergang durch die sonntäglich verschlafene Stadt und werfen einen Blick auf das Erzbergwerk, das sich praktisch mitten in der Stadt befindet. Das Erzvorkommen verläuft schräg unter der Stadt. Um Schäden durch Erdrutsche vorzubeugen, wurde begonnen, die Stadt um 4 km zu verlegen. Denkmalgeschützte Holzhäuser und die Kirche werden komplett auf Tieflader gehoben und an ihre neuen Standorte transportiert. Ansonsten gibt es viele Neubauten in moderner Architektur, die sehr hochwertig wirkt und uns gut gefallen hat. Bis 2026 soll die Transformation abgeschlossen sein, wir werden es uns dann anschauen.
Wir übernachten ein paar Kilometer vor der Stadt am Kalixälven. Der Fluß windet sich in seinem natürlichen Bett, teilt sich in mehrere Arme, die sich weiter abwärts wieder vereinen. Ein Angler fährt mit einem breiten, flachen Boot geschickt über die Stromschnellen. Kennt sich wohl gut aus. Am Lager feuer gibt es
Kötbullar mit Pilzen
Am nächsten Tag fahren wir in das größte Eisenerzbergwerk der Welt ein. Mit dem Bus geht es durch Stollen 300 m tief bis zur Teufe -540. Gerechnet wird ab der ehemaligen Kuppe des Berges. Der Erzabbau geschieht heute weitgehend automatisiert. Erzlader und Züge werden aus der Leitwarte gesteuert. Das Erz wird untertage zerkleinert und in Vertikalförderern nach oben gebracht. Durch weitreichende Maßnahmen soll die Eisengewinnung ohne CO2-Emission erfolgen, indem zum Besipiel zur Verhüttung Wasserstoff statt Kohle eingesetzt wird. Das ist alles sehr spannend, die Größenordnung nicht zu begreifen. Wer mehr über das spannende Thema wissen will, liest hier nach {w}.
Wir übernachten an den Laksforsen (Stromschnellen) unweit der Stadt. Der Biwakplatz liegt direkt am Ufer des Tornälven, dem wir schon in Luleå begegnet sind.
Am nächsten Tag haben wir es nicht weit bis Jukkasjärvi. Zunächst besichtigen wir die Holzkirche und sind sehr angetan vom Altar, der in folkloristischem Stil Szenen aus dem Leben der Samen zeigt.
Dann checken wir im Eishotel ein, allerdings nur zur Besichtigung. Die Sommervariante dieses weltweit einmaligen (!) Gebäudes ist gut verpackt und wird gekühlt. Alles schön umweltfreundlich mit einer eigenen Solaranlage. Die Wintervariante, das Original, wird tatsächlich in jedem Jahr neu aus dem Eis des Tornälven gebaut, wenn es kalt genug ist, und schmilzt im späten Frühjahr. Auch das Modell 365 besteht komplett aus Eis: Wände, Decken, Stühle, Tische, Betten. Auch die Lounge mit Bar, selbst die Gläser. Leider ist niemand da, der uns einen Champagner einschenkt. Die Räume sind von internationalen Designern gestaltet und zum größten Teil sehr phantasievoll und modern. Leider fällt der deutsche Beitrag etwas ab. Trotz wärmenden Umhangs ist uns nach dem Rundgang kalt. Eine Übernachtung dort ist möglich, können wir uns aber nicht vorstellen. Außerdem ist der Kälteschlaf sehr exklusiv und dennoch sehr nachgefragt.
Sehr beeindruckt wärmen wir uns mit einem heißen Tee auf und fahren Richtung Süden.
Wetter 16°
geräucherter Thunfisch, Avocadosalat