Die Fähre von Gryllefjord (Senja) nach Andenes (Vesterålen) fährt nur dreimal am Tag. Die Nachfrage ist groß. Wir sind eine gute Stunde vor Abfahrt am Kai und erwischen den vorletzten Platz in den Wartereihen. Was nach uns kommt, und das sind nicht wenige, muss um die Mitfahrgelegenheit bangen. Am Ende sind es dann nur noch drei Fahrzeuge, die einen der begehrten Plätze auf dem Schiff bekommen, alle anderen müssen bis zum nächsten Vormittag warten.
Die lange Überfahrt führt ins offene Meer und kann sehr bewegt sein. Wie so oft bei uns, ist das Meer glatt und wir haben eine ruhige und sonnige Überfahrt. Wale soll es hier auch geben – ebenso Fehlanzeige.
Ab 1. August Andøya
Die Insel ist der nördliche Finger der Inselgruppe Vesterålen und reicht weit in das Meer hinaus. Gleich am nördlichen Ende bei Andenes liegt das einzige Raketenstartzentrum Europas, das auch Satelliten auf ihre Umlaufbahn im All schießen wird. Der erste Start einer bayerischen Trägerrakete ist noch für 2022 geplant.
Etwas weiter südlich in der Nähe des Meeresstandes finden wir einen Übernachtungsplatz mit Blick auf die Vogelinsel Bleiksøya. Hier nisten circa 80000 Papageientaucher, Tordalken und Trottellummen. Durch das Fernglas sehen wir die Vögel in Schwärmen ausfliegen, können die einzelnen Arten aber nicht erkennen.
Der längste Sandstrand Norwegens (!) lädt zum Strandwandern ein. Am Abend gelingt es der Sonne ausgesprochen postkartenkonform im Meer abzutauchen. Ein Adler nutzt die mitternächtliche Thermik um in die Höhe zu kreisen. Weil es so schön ist, bleiben wir noch einen Tag, allerdings verschlechtert sich das Wetter etwas.
Ab 3. August Langøya
Wir ziehen um auf die Insel Langøya. Bei Risøyhamn überspannt eine große Betonpfeilerbrücke den Sund. Die Postschiffe tasten sich dort vorsichtig durch eine enge Fahrrinne, die mit großem Aufwand hergestellt wurde und ständig freigehalten werden muss. Als wir ankommen, ist das Mittagsschiff schon durch – das nächste Mal stehen wir (vielleicht) früher auf.
Noch zwei weitere Brücken und etliche Tunnel benötigen wir um auf die „Lange Insel“ zu gelangen. In Jennestadt besichtigen wir einen historischen Kolonialwarenladen, der seinem damaligen Besitzer sicher viel Geld eingebracht hat. Mit den beiden gelangweilt hinter dem Tresen nicht agierenden „Verkäufern“ wäre ihm das wohl nicht gelungen. Das ist etwas schade um das schöne Ambiente.
Ein Biwakplatz am Ende des Ilfjords ist perfekt für die nächsten beiden Nächte. Zwei norwegische Angler bereiten sich auf ihr Abendangeln vor. „Forelle, Lachs, Makrele und Kabeljau kann man hier fangen, auch Heilbutt. Besser geht es aber vom Boot aus“. Stimmt, für die beiden bleibt heute die Küche kalt. Am nächsten Tag holt ein Angler in Wathose zwei fette Makrelen. Ein anderer immerhin eine, die ganz auf den Grill passt. Das Geschenk zu später Stunde müssen wir leider ablehnen.
Wir sind schon satt, denn Ute hat ansehnliche Steinpilze und wie am ersten Abend auch viele Pfifferlinge gefunden. Im Wald trifft sie einen einheimischen Sammler, der nur die gelben und die Steinpilze nimmt. Wir teilen mit unseren Gastgebern offenbar den guten Geschmack.
Tagsüber drehen wir eine Runde auf der Insel. Auf dem Weg nach Stø queren wir eine flache Ebene mit vielen Seen – für unser Auge seit langem mal eine Erholung vom andauernden Blick nach oben auf die Gipfel.
Anschließend besuchen wir Nyksund. Der Ort war im Rahmen der norwegischen Zentralisierungspolitik aufgegeben worden. Ein Berliner Sozialpädagoge begann 1985 mit einigen Studenten ein Projekt zum Wiederaufbau mit dem Ziel eine international Jugendbegegnungsstätte aufzubauen {w}. Heute erleben wir den Ort als sehr touristisch mit überteuerten Gaststätten, Souveniergeschäften und Angeboten zu Ausfahrten mit Schnellbooten. Die ehemalige Freilichtbühne wirkt verwahrlost. Aber ein uriger Antikladen hat uns gut gefallen, von Krempel bis Kristall war alles zu haben, für uns war leider nichts dabei.
Wetter 14-20°
Rührei mit Pfifferlingen, Køtbullar mit Steinpilzen