Weiter geht es entlang der Osteeküste durch die livischen Dörfer. Liven sind eine Volksgruppe, die überwiegend als Fischer in der Gegend um Kolka gelebt haben, sie sprechen eine eigene Sprache. Die sowjetischen Machthaber verboten den Fischern das Fischen auf dem Meer (grotesk) und zerstörten ihre Boote, weil man mit diesen bis nach Schweden gelangen könne. Damit war den Fischern die Lebensgrundlage genommen, sie verließen ihr Land. Heute findet man in einigen Dörfern noch alte Häuser, andere sind aufwendig restauriert oder neu gebaut – wohl nicht von den armen Fischern. Es gibt noch etwa 200 registrierte Liven in Lettland.
Wir verlassen die Küste in südlicher Richtung. In Talsi legen wir einen kurzen Stopp ein. Talsi nennt sich „Die Stadt der neun Hügel“ – das merken wir bei unserem Rundgang deutlich. Ein paar denkmalgeschützte Häuser fallen uns auf, ansonsten können wir die überaus positive Bewertung im Reiseführer nicht nachvollziehen.
In Renda gibt es ein kleines Café am Ufer der Abava. Leider kein Kuchen im Angebot dafür aber allerlei herzhaftes aus Muttis Küche. Wir vergleichen gebratene mit gekochten Pelmeni, die gekochten schneiden besser ab.
Wie die Kulisse zu einem Western erscheint die Hauptstraße von Kuldiga. Die niedrigen, alten Holzhäuser strahlen morbiden Charme aus, als sei die Zeit hier stehen geblieben. Sozialistischer Wohnungsbau fand im alten Stadtzentrum glücklicherweise nicht statt. Eine weitere Attraktion der Stadt ist der Wasserfall, den die Venta 2m in die „Tiefe“ stürzt. Es sei der breiteste Wasserfall Europas. Hier stellen sich gleich zwei Fragen: Gehört Island zu Europa? Reicht die Höhe für die Qualifizierung als Wasserfall? Ist auch egal – für einen Salto rückwärts reicht es genauso wie für eine Rückenmassage.
Am Abend kehren wir zurück zur Abava. In einem weiten Bogen umschließt der malerische Fluss eine herrliche Wiese. Blickt man an das andere Ufer, fühlt man sich in den südamerikanischen Urwald versetzt, nur Krokodile, Affen und Papageien fehlen. Das Wasser ist warm und lädt zum Baden ein, selbst Torsten kann nicht widerstehen.
Wetter 24° –
Pelmeni gebraten und gekocht