Nach soviel Kultur und Tourismus fahren wir in östliche Richtung um den nächsten Nationalpark zu erreichen. Unterwegs machen wir an einem alten Turm in Kiiu halt. Heute ist hier ein Café untergebracht, das von zwei Frauen betrieben wird. Zu selbst gebackenem Kuchen und guten Kaffee erzählen sie die Geschichte des Turms und die ihres eigen Lebens: aufgewachsen hier im Ort, Studium in Tartu, Arbeit als Agrarspezialistin in der Kolchose, Feier der Unabhängigkeit Estlands, Arbeitslosigkeit, selbständige Arbeit im Café, Strom und Wasser werden immer teurer…
Der Turm hat drei Stockwerke. Im ersten ein achteckiger Tisch der gut in den Raum passt, im zweiten wohnen sieben oder mehr Zwerge und ganz oben lebt Rapunzel. Alles liebevoll dekoriert und prima gemacht. Der selbstgemachte Eierlikör ist leider erst morgen wieder zu haben – schade.

Wir steuern unseren Zeltplatz an, den wir als Tagesziel gewählt haben, gelegen auf einem großen ehemaligen Bauernhof am Ufer des Kahalasees am Rand des Nationalparks (der See gehört schon dazu). Heute wohnt dort ein Künstler, der das großzügige Grundstück mit gut gemachten, oft erotischen, Holzskulpturen ausstaffiert hat. Es gibt Sauna, großen Badeteich und viele schöne Ecken. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen und die beschauliche Umgebung.

Der Lahemaa-Nationalpark wurde erhielt 1971 diesen Status und war der erste Nationalpark der Sowjetunion. Über 30 Jahre waren Großteile des Parks militärisches Sperrgebiet und somit einer Bewirtschaftung entzogen. Heute erfreuen wir uns an den wilden Naturwäldern, der üppigen Vegetation und den vielen Findlingen, die die Eiszeit hierher transportiert hat.

Wir fahren mit dem Fahrrad zum Viru-Moor und folgen dort zu Fuß dem hölzernen Pfad durch das Moor, das von vielen dunklen Seen durchzogen ist. Der diensthabende Elch schläft leider irgendwo und lässt sich nicht blicken. Auf dem Rückweg gibt es Blaubeeren zur Stärkung.

Mit dem Rad geht es weiter in das kleine Dorf Kolga. Besonderheit hier ist das alte Rittergut. Anfang 19. Jahrhundert im klassizistischen erbaut gehört es jetzt wieder dem Adelsgeschlecht der Stenbocks. Geplant war ein Hotelkomplex und Kongresszentrum – das Geld hat zunächst nur für das Dach gereicht. Die Galerie war an diesem Tag leider geschlossen, wir hätten uns gern im Inneren des Gebäudes umgesehen.

Wetter 22°leicht bewölkt

Essen Pelmeni mit Smetana