Unser nächstes Ziel ist der Peipussee im Osten Estlands. Er ist der fünftgrößte See Europas, etwa 30 mal größer als die Müritz (Talea hat nachgerechnet). Das gegenüberliegende Ufer ist nie zu sehen.

Die Grenze zu Russland läuft in Nord-Süd-Richtung durch den gesamten See. Wir fahren zunächst an das Nordende, dort entspringt die Narva aus dem See und ist nördlich verlaufend ebenfalls im Grenzverlauf. Auf der anderen Seite des Flusses weht ein überdimensionales russisches Banner.
Im kleinen Örtchen Vasknarva gibt es ein russisch-orthodoxes Kloster. Als Vorposten des Zarenreichs ist es besser geschützt als der Posten der EU-Außengrenze etwas weiter im Dorf. Ansonsten gibt es dort eine Reihe von kleinen Häusern mit bunten Gärten, das Radio bringt Nachrichten „говорит Радио Москва“, eingefangen von der Ostantenne. Am Ende des Dorfes arbeitet eine kleine Fischerei und eine alte Burgruine aus dem 15. Jahrhundert erinnert an wechselnde Besetzungen des Landstrichs.

Wir übernachten nacheinander auf zwei Biwakplätzen am Nordufer des Sees gleich hinter der Düne. Hier gibt es einen ausgedehnten Sandstrand der so flach ins Wasser läuft, dass die Badehose auch 100m weit im See noch trocken ist. Die Temperatur ist auch nicht gerade besonders hoch, Ute ist dennoch mutig und stürzt sich in die Fluten – und einer muss ja den Rettungsschwimmer und Handtuchhalter geben.
Unsere Suche nach Pilzen blieb diesmal erfolglos, ein paar Blaubeeren trösten uns darüber hinweg.

Außerdem ist der Peipussee reich an schmackhaften Fischen, die oft in kleinen Buden am Straßenrand angeboten werden, frisch geräuchert von den ansässigen Fischern. Besonders beliebt sind hier die Rääbis – kleine Maränen die auf einer Handfläche Platz finden. Das filetieren ist etwas mühsam, wird aber mit einem tollen Geschmack belohnt. Wir kaufen auch eine geräucherte Quappe, der einzige Dorsch, der im Süßwasser lebt. In vielen Gewässern ist der seltene Fisch geschützt, hier offenbar nicht – schmeckt auch sehr gut.

Am Westufer des Sees haben im 17. Jahrhundert die so genannten Altgläubigen Siedlungen begründet und Kirchen gebaut. Sie wurden in Russland verfolgt, hingerichtet und vertrieben, weil sie formale Reformen der russisch-orthodoxen Kirche nicht akzeptiert haben (info). Bunte Holzhäuser reihen sich entlang der Uferstraße unterbrochen von Feldern mit den hier geschätzten besonderen Zwiebeln. Die kleinen Kirchen wurden von den Altgläubigen selbst gebaut und werden auch heute noch nicht von den estnischen Organen der russisch-orthodoxen Kirche unterstützt.

Wir besuchen in einem kleinen Ort das Peipusseefest – es gibt Leckereien, Musik und man trifft sich. Etwas entfernt davon übernachten wir an einem Strand, der bei diesen kühlen Temperaturen einsam ist.

Wetter 15-19°wechselnd bewölktAufhellungen und einige Regenschauer

Essen Geräuchert: Heilbutt, Heringe, Quappe, Maräne, Forelle