Zum Nationalpark Lahemaa gehören auch vier Halbinseln, die wie die Finger der rechten Hand in die Ostsee ragen.
Bevor wir die erste Halbinsel Juminda erreichen, beobachten wir ein Schiffsmanöver. Zwei Schiffe der Küstenwache bergen einen offenbar manövrierunfähigen Frachter unterstützt von mehreren Hubschraubern. Der Frachter wird dann in den nächsten Hafen geschleppt. Oder war es gar ein Schmuggler, der da aufgebracht wurde…
Ende August 1941 war Juminda während der sowjetischen Evakuierung des von deutschen Truppen eingeschlossenen Tallinns Schauplatz einer der größten menschlichen Katastrophen des Zweiten Weltkriegs auf der Ostsee (info). In der Nähe von Kap Juminda versenkten deutsche und finnische Einheiten am 28. und 29. August insbesondere durch Minen mindestens 52 sowjetische Schiffe. Dabei kamen bis zu 25.000 Menschen ums Leben. Eine Gedenktafel an der Spitze der Halbinsel erinnert an die Opfer und den unermüdlichen Einsatz der Rettungskräfte.
Auf dem Weg zur nächsten Halbinsel wandern wir zum gigantischen Findling Majakivi. Die Eiszeit hat in dem Gebiet des heutigen Nationalparks besonders viele Findlinge aller Größen hinterlassen, denen wir häufig begegnen und die den besonderen Reiz des Parks ausmachen. Der Majakivi (Hausstein) ist der drittgrößte Stein im Baltikum. Über eine Leiter gelangt wir auf das Dach des Hauses und haben einen wunderbaren Blick in den umliegenden Urwald.
Die Halbinsel Pärispea ist der Mittelfinger der Küstenregion. Wir finden einen Stellplatz mit herrlicher Aussicht ganz am Ende der Insel. Von hier aus laufen wir weiter auf eine schmale Landzunge – die Purekkari-Nehrung – und durch flaches Wasser bis zum nördlichsten Punkt Estlands. Auch hier hat die Eiszeit einen großen Kivi hingelegt und die Fischer haben 13.000 Jahre später eine Steinpyramide als Landmarke aufgeschichtet. Büsche von Kartoffelrosen duften herrlich. Viele Vögel bevölkern die Halbinsel. Es gibt auch einen schönen Badestrand. Es ist ein kleines Paradies.
Ute hat die ersten Pilze – eine frische Rotkappe und Pfifferlinge – gefunden. Das ergibt zusammen mit estnischen Kartoffeln und Eiern ein leckeres Abendbrot.
Der Wind ist stürmisch, es ist auch deutlich kühler geworden. Das Wohnmobil wackelt im Sturm. Der Sonnenuntergang ist dramatisch schön.
Wetter 18° –, stürmisch, nachts 11°
Rührei mit frischen Pilzen